Wie wird die H-MIM durchgeführt?

Das hier vorgestellte Verfahren zeigt die Interaktion zwischen Dyaden (Paaren), also beispielsweise zwischen Mutter und Kind oder Vater und Kind.

Das Setting

Der Elternteil (Mutter oder Vater) und das Kind sitzen an einem Tisch – am besten übers Eck . Die beiden sollen gut körperlichen Kontakt miteinander aufnehmen können. Bei Rechtshändern sollte das Kind rechts von der Mutter bzw. dem Vater, bei Linkshändern links von diesen sitzen.

Die Spielaufgaben

Die Eltern werden gebeten, mit dem Kind vorgegebene (Spiel-)Aufgaben zu spielen . Die Aufgaben sind ihnen nicht bekannt. Die Untersucherin gibt dem Paar einen Korb mit farbigen Plastikumschlägen. In jedem dieser Umschläge befindet sich eine Anweisungskarte für die jeweilige Aufgabe/das Spiel, oft auch kleineres für die Aufgabe nötiges Spielmaterial. Das größere Spielmaterial (z.B. Puppe, Bär, Hüte) befindet sich in Sicht- und Greifweite. Die Untersucherin weist die erwachsene Bezugspersonen an, die Umschläge mit den jeweiligen Aufgaben in der vorgegebenen Reihenfolge zu öffnen, die Anweisungskärtchen zu lesen und das Vorgegebene mit dem Kind zu spielen. Sie erhalten keine zeitlichen Vorgaben. Ist das gemeinsame Spielen beendet, so verlassen sie entweder den Raum oder die zuschauende Therapeutin kommt und verabschiedet das Paar.

Die Beobachtungsbereiche

Die Aufgaben der H-MIM sind so konzipiert, dass sie unterschiedliches, alltagsnahes Interaktionsverhalten hervorrufen. Die drei zu beobachtenden Bereiche, die sich als relevant für die Eltern-Kind Beziehung herausgestellt haben, sind:

1. Emotionalität in der Interaktion
2. Führung des Kindes durch die Bezugsperson
3. Stress und der Umgang mit dem provozierten Stress

In der jeweiligen Eltern-Kind-Interaktion werden die für diese drei Bereiche und das Paar relevanten Aufgaben ausgewählt.

Die Untersucherin entscheidet sich für fünf Aufgaben aus dem vorhandenen Aufgabenpool, je nachdem, welchen Schwerpunkt sie für ihre Beobachtung gesetzt hat.

Die Auswertung

Der Untersucherin stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um die H-MIM effektiv auszuwerten.

  • So z.B. der Vergleich, wie zwei Bezugspersonen ihren Umgang mit dem Kind gestalten, wobei beispielsweise sichtbar werden kann, wer einfühlsamer oder fordernder oder fördernder mit dem Kind umgeht,
  • das Verhalten der Eltern mit ihren Kindern miteinander vergleichen zu können ,
  • um bei oppositionell oder sprechverweigernden Kindern (z.B. mutistischen Kindern) diagnostizieren zu können, ob und wie sie mit der Bezugsperson reden, wenn sie mit dieser allein sind,
  • um bei Elternberatungen den Müttern und Vätern anhand der videographierten Interaktion Hilfen im Umgang mit ihren verhaltensauffälligen, schwierigen oder entwicklungsverzögerten Kindern zu geben,
  • um Interaktionsstörungen wie Ängstlichkeit, Bindungsstörung oder aber die vertrauensvolle Beziehung zwischen Erwachsenem und Kind beobachten zu können.
  • um ein Setting für entwicklungspsychologische Untersuchungen in der Eltern-Kind-Beziehung zu haben

Wendet man die H-MIM im Zeitverlauf zu unterschiedlichen Zeitpunkten an, können

  • z.B. Veränderungen im Verhalten des Kindes oder der Eltern
  • Veränderungen in der Beziehung des Kindes zu den Eltern beobachtet werden,
  • als auch Fort- und Rückschritte im kindlichen Entwicklungsstand, z.B. vor und nach einer Therapie festgestellt werden, ohne dass fremde Untersuchungspersonen verfälschend einwirken.