Forschung

Das Deutsche Theraplay Institut führte in den Jahren 1998 und 2005 zwei große Studien zur Effektivität von Theraplay durch und begleitete Diplom- und wissenschaftliche Facharbeiten

Nachfolgend werden die deutschsprachigen Studien beschrieben, die Diplom- und Facharbeiten werden danach aufgeführt

Der Anfang

Die erste deutschsprachige Forschung zu Theraplay wurde von Dipl. psych. Ute Ritterfeld, damals Universität Heidelberg, durchgeführt. Sie untersuchte in ihrer Diplomarbeit die Wirksamkeit von Theraplay auf die Sprache und das Selbstwertgefühl von sprachentwicklungsgestörten Kindern.

Ritterfelds Stichprobe enthielt drei Gruppen dieser Kinder:

1.  Kinder, die mit Theraplay behandelt wurden (Treatment-Gruppe 1)

2.  Kinder, die logopädisch behandelt wurden (Treatment-Gruppe 2)

3.  Kinder ohne therapeutische Intervention (Kontrollgruppe).

Alle 33 Kinder wurden am Anfang und am Ende getestet:

*Die Sprache durch den H-S-E-T (Grimm, Schöler)

*Das sozio-emotionale Verhalten durch den TOESD  (Hresko, Brown)

*Zusatzitems für die kommunikative Kompetenz und das Selbstkonzept.

Zwischen den Untersuchungen (also Prä- und Posttherapie) erhielten die erste und zweite Gruppe jeweils 12 Behandlungen. Die Zeit der Kontrollgruppe zwischen den Untersuchungen betrug 17 Wochen.


Ergebnisse. Die beiden Treatment-Gruppen unterschieden sich hinsichtlich der Behandlungsmethode. Während die eine Gruppe mit Theraplay  behandelt wurde, erhielt die andere eine traditionelle logopädische Übungsbehandlung. Die Auswertung der Ergebnisse zeigt, dass beide Treatments im Vergleich mit der Kontrollgruppe zu Veränderungen führen, dass aber die Theraplay-Gruppe gegenüber der traditionellen logopädischen Behandlung deutlich überlegen ist. Die Effekte treten sowohl im sprachlichen Bereich als auch im Kommunikations- und Sozialverhalten auf. Das heißt, dass eine nicht-linguistische Intervention durchaus sprachliche Effekte bewirken kann. Bei der Gruppe der Kinder ohne Behandlung veränderten sich die Werte nicht. 

Lit.:
Ritterfeld, U.: Evaluation einer psychotherapeutischen Interventionsmethode (Theraplay) am Beispiel sprachauffälliger Vorschulkinder. Diplomarbeit vorgelegt am Psychologischen Institut Heidelberg 1989

Das Hauptstück

Zwischen 1998 und 2005 führten Herbert Wettig und Ulrike Franke eine kontrollierte Langzeitstudie durch, die das Ziel hatte, die Effektivität von Theraplay zu untersuchen. In dieser Forschung standen Klein- und Vorschulkinder mit klinisch bedeutsamen Verhaltensstörungen z.B. oppositionellen, scheuen, autistischen Symptomen und Aufmerksamkeitsdefiziten mit und ohne Hyperaktivität in Verbindung mit Sprachentwicklungsstörungen im Fokus.  Es sollten Änderungen der Symptomatik und des Verhaltens festgestellt werden.

Eine Untersuchung zwei Jahre nach Abschluss der Therapie folgte, um die Beständigkeit der Ergebnisse zu untersuchen.   

Die Erhebungsinstrumente enthielten
a) die Daten über das Kind und seine Bezugspersonen (Anamnese und Sozio-Demographie der Familie),
b) die Diagnostik zur Veränderung der Symptome des Kindes (z.B. mit CASCAP-D, Interaktions-diagnostik durch die H-MIM, Fragebögen für die Bezugspersonen, und Therapeutinnen, Entwicklungstest).

c) die Einschätzung der jeweiligen Therapiestunden durch die Theraplay-Therapeutin anhand eines Fragebogens. 

Die Stichprobe

Die Stichprobe bestand aus 60 Kindern zwischen 2;5 und 6;11 Jahren, deren Therapie bis 2003 abgeschlossen war. Sie waren alle Patienten einer Institution.

Die Gruppen

Drei Gruppen wurden gebildet: Eine Gruppe Kinder erhielt sofort eine Behandlung, die andere Gruppe, die Kontrollgruppe, hatte eine 16 wöchige Wartezeit vor der Behandlung. Die dritte Gruppe,  d.h. die zweite Kontrollgruppe bestand aus 30 klinisch unauffälligen Kindern. 

Geschlechtsverteilung
Von den 60 Kindern waren 72% Jungen und 28% Mädchen.

Untersuchungszeitpunkte
Die Behandlungsgruppe wurde am Anfang und am Ende der Behandlung und dann zwei Jahre nach Abschluss der Behandlung untersucht. Die Kontrollgruppe wurde zusätzlich am Anfang der Wartezeit   untersucht, also insgesamt vier Mal.

Störungen

Die häufigste Störung, unter der die Kinder zu leiden hatten, war die Aufmerksamkeitsstörung, von den 60 Kindern wiesen 50 diese Auffälligkeit auf. Andere Kinder wiesen oppositionell-verweigernde, scheue oder autistische Symptome auf.

Ergebnisse

Theraplay wirkte auf alle untersuchten Kernsymptome psychischer und sprachlicher Störungen in der gewünschten Richtung. Sie wurden mit hinreichender Effektgröße klinisch und statistisch signifikant reduziert. Allerdings erwies sie die Wirkung von Theraplay als unterschiedlich effektiv und nachhaltig, abhängig von der Art der Symptomatik.

Die Untersuchungen zwei Jahre nach Ende der Behandlung ergaben keine Verschlechterungen, manche Symptome verbesserten sich weiter (z.B. rezeptive Sprachstörungen), andere blieben konstant. 

Die Überprüfung

In den Jahren 2000-2004 wurde von Herbert Wettig und Ulrike Franke eine weitere Studie durchgeführt:  Eine Multi-Centren-Studie. An ihr nahmen neun unterschiedliche Therapie-Institutionen und die unterschiedlichsten Theraplay-Therapeutinnen aus Deutschland und Österreich teil. Die Studie sollte zeigen, ob die Ergebnisse der Langzeitstudie übertragbar, replizierbar sind.

Die Stichprobe

Die Stichprobe bestand aus 333 verhaltens- und sprachauffälligen Kindern bis zum 7. Lebensjahr.

Erhebungszeitpunkte

Hier wurde zwei Zeitpunkte angesetzt, einer am Anfang und einer am Ende der Intervention.

Symptome

Auch hier überwogen die Aufmerksamkeitsstörungen der Kinder. Zusätzlich zu dieser Problematik wiesen die Kinder auch a) oppositionelle, b) hyperaktive, c) scheue, d) autistische Merkmale auf.

Geschlechtsverteilung

In dieser Studie waren 68% der Kinder Jungen, 32% Mädchen.

Untersuchungsmethode

Duncans Multipler Range-Test zum Nachweis der statistischen Signifikanz erwartbarer Unterschiede zwischen Patient/innen, die in unterschiedlichen therapeutischen Einrichtungen mit Theraplay behandelt wurden.

Ergebnisse

Die Ergebnisse dieser ersten Multi-Center-Studie zur Wirkung von Theraplay sprechen für eine gute Wirksamkeit, sowohl bezüglich der Reduktion von Verhaltensauffälligkeiten als auch hinsichtlich der Verbesserung des Sprachverständnisses. Diese Ergebnisse bestätigen eindrücklich die Befunde einer ersten Längsschnittstudie und belegen die TherapeutInnen-Unabhängigkeit des Verfahrens.

Literatur

Ritterfeld, U. (1989): Evaluation einer psychotherapeutischen Interventionsmethode (Theraplay) am Beispiel sprachauffälliger  Vorschulkinder. Diplomarbeit Psychologisches Institut Heidelberg

Wettig, H.G. (2007): Die Wirkung von Theraplay. Dissertation der Fakultät für Verhaltens- und Empirische Kulturwissenschaften der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 2007                                                      

Diplom- und wissenschaftliche Hausarbeiten

Copar, C. (2008) Die Anwendbarkeit und Wirkung von Theraplay am Fallbeispiel eines Kindes mit frühkindlichem Autismus, Diplomarbeit der Akademie für den logopädisch-phoniatrischen Dienst am AKH Wien

Hamborg, S. (2012) Theraplay- eine direkte Spieltherapie. Eine Präventions- und Interventionsmethodik bei jungen Kindern mit oppositionellem Verhalten. Diplomarbeit – klinische Sozialarbeit Ostfalia Hochschule

Kasten, A. (2000) Theraplay – Spieltherapeutische Behandlung eines spracherwerbsgestörten Vorschulkindes.
Diplomarbeit  aus der Med. Fakultät der RWTH Hochschule Aachen

Lessander, A. (2004) Förderung des interaktiv-kommunikativen Verhaltens bei einem autistischen Kind mit Hilfe einer direktiven Spieltherapie Theraplay. Diplomarbeit Sprachheilpädagogik der Universität Halle

Marx, A. (1999) Spiel in der Kindertherapie, Therapie ein Kinderspiel? Die Bedeutung des Spiels in der Kinderpsychotherapie und die Darstellung von zwei ausgewählten Formen der Spieltherapie. Diplomarbeit im Studiengang Sozialwesen, Fachhochschule Magdeburg

Ritterfeld, U. (1989): Evaluation einer psychotherapeutischen Interventionsmethode (Theraplay) am Beispiel sprachauffälliger  Vorschulkinder. Diplomarbeit Psychologisches Institut Heidelberg

Schmuck, F. (2010) Das Konzept Theraplay. Eine Betrachtung unter logopädisch-therapeutischen Gesichtspunkten. Wiss. Hausarbeit, Medizinische Berufsakademie Naumburg 

Veit, D. (2000) Spieltherapie mit Kindern mit sprachlichen Beeinträchtigungen mit besonderem Schwerpunkt auf die Methode Theraplay. Universität Landau

Winkler, B. (1994) Bedeutung der Nicht-Direktivität und der Direktivität in der nicht- direktiven und direktiven Spieltherapie.  Diplomarbeit Fachhochschule Würzburg